Frau Dr. Zopf, Sie sind eigentlich Ärztin richtig?
Ja genau, ich habe nach der Schule Medizin studiert und meinen Doktortitel gemacht. Aber Sie können einfach Waltraud oder Walli sagen. Ein Doktortitel lässt mein Wasser auch nicht schneller kochen.
Oh, sehr gerne. Hast du dann nach dem Studium direkt als Ärztin gearbeitet?
Nein, nicht direkt. Als ich mit dem Studium fertig war, hatte ich schon zwei Kinder, da musste ich mir gut überlegen, wie es weiter geht und habe dann erstmal an einem Forschungsprojekt in einer Klinik gearbeitet.
Mit zwei Kindern ins Berufsleben zu starten ist sicher eine Herausforderung. Viele Frauen bekommen ja erst deutlich später Kinder.
Ja, das stimmt. Ich habe den Spagat zwischen Beruf und Familie vom ersten Tag an erlebt. Bei den meisten Frauen die ich kenne, kam das erst nach einigen Jahren Berufsleben.
Was hat dich bewegt, deinen Beruf als Ärztin aufzugeben und LeadingParents aufzubauen?
Tatsächlich arbeite ich aktuell noch in Teilzeit als Medizinerin, aber LeadingParents aufzubauen ist mir sehr wichtig geworden. Ich glaube, das hat drei Gründe. Zum einen habe ich so viele Frauen und Eltern getroffen, die sich in diesem täglichen Spagat erschöpft und ausgelaugt fühlen und ständig ein schlechtes Gewissen haben. Zum anderen weiß ich als Medizinerin, dass dieser Stress langfristig für die Gesundheit schädlich ist. Und schließlich wurde mir in meinem Studium zum Master of Art in Erwachsenenbildung klar, dass wir als Eltern eigentlich nie „gelernt“ haben, Eltern zu sein.
Ah, der letzte Gedanke ist spannend. Kannst du da nochmal mehr erzählen?
Naja, schauen wir uns doch mal um. Für alles braucht man heute eine Qualifikation oder kann sich über irgendwelche Kurse zertifizieren. Selbst in der Indoor-Sporthalle nebenan muss man einen Einführungskurs machen, bevor man starten kann. Nur Elternsein, dafür braucht man nichts, dabei ist das mindestens so herausfordernd, wie ein Unternehmen zu führen.
Dass Eltern-Sein eigentlich bedeutet, ein Unternehmen zu führen, ist einer der Leitgedanken von LeadingParents, richtig?
Genau. Die Aufgaben, die Eltern heute haben, sind so komplex. Wir brauchen Kommunikationskompetenzen sowie Management- und Führungsfähigkeiten. Wir sind Motivatoren, Seelsorger und Lernbegleiter und nichts davon haben wir gelernt. Dabei gibt es unglaublich viele Erkenntnisse aus der Wissenschaft, die wir erlernen und nutzen könnten, um als Eltern viel leichter mit den Herausforderungen klar zu kommen.
Und genau das bietet LeadingParents?
Ja, dass ist das Ziel. LeadingParents ist der Ort, an dem sich Eltern in verschiedenen Kursen dieses Wissen aneignen können, alles bezogen auf den Familienalltag. Elternsein kann so leicht sein, wenn man dieses Wissen hat. Und es geht sogar noch einen Schritt weiter. Eltern können lernen, dieses Wissen an ihre Kinder weiterzugeben, denn es sind genau diese Fähigkeiten, die Kinder in der Zukunft brauchen werden, aber leider nicht in der Schule lernen.
Spannend. Das heißt deine Kinder können das auch alles?
Ja, meine Kinder sind jetzt 11 und 13 und sie haben schon vieles gelernt. Neulich kam meine Tochter von der Schule und erzählt, dass einer der Lehrer die Klasse angeschrien hätte, weil die Klassenarbeit so schlecht ausgefallen ist. Anstatt sich persönlich angegriffen zu fühlen, was die typische Reaktion gewesen wäre, hat sie gesagt: „Mama, ich glaube eigentlich hat er nur selber ein schlechtes Gewissen, weil er so oft nicht da war und uns vieles wirklich nicht beigebracht hat, aber das kann er nicht zugeben.“
Wow, das klingt aber außergewöhnlich für Kinder in dem Alter. Glaubst du wirklich, dass alle Kinder so reflektiert sein können?
Ja, wenn sie Eltern haben, die ihnen das vorleben und beibringen, ist es möglich und genau dafür gibt es LeadingParents.